Pädagogisches Konzept
Unser Ziel: Anstoß nachhaltiger Bildungsprozesse
Satzungsmäßiger Zweck unseres Vereins Abenteuer Lernen ist der Anstoß nachhaltiger Bildungsprozesse. Dementsprechend ist das pädagogische Konzept darauf ausgerichtet, Bildungsprozesse im Kind anzuregen. Darunter verstehen wir ganzheitliche Prozesse, die identitätsstiftend wirken im Sinne einer „Erziehung zur Mündigkeit“, also einer Erziehung zu selbstständigem Denken und eigenverantwortlichem Handeln. Diesem Ziel gemäß richtet sich die pädagogische Aufmerksamkeit primär auf den Lernprozess selbst. Nicht die „objektive“ Qualität des Ergebnisses entscheidet über den Lernerfolg, sondern das subjektive Erleben, etwas dazugelernt zu haben. Wir möchten Kindern ermöglichen, Neues zu Entdecken.
Stärkung der Selbstwirksamkeit
Diese Auffassung hat Konsequenzen für die pädagogische Arbeit: Im notenfreien Raum unserer Kursangebote geht es weniger um den messbaren Lernfortschritt im Sinne der Aneignung von abfragbarem Wissen. Stattdessen ist das Ziel des pädagogischen Umgangs mit den Kindern und Jugendlichen die Entstehung des „Flows“, d.h. des Gefühls der konzentrierten Selbstvergessenheit durch die vollständige Hingabe an die Sache. Die durch den Flow unmittelbar erlebte Freude am Lernprozess hat einen kaum zu überschätzenden positiven Einfluss auf die Persönlichkeitsentwicklung jedes Kindes. Seine Selbstwirksamkeit wird so wesentlich gestärkt.
Entdeckendes Lernen
Die didaktische Konzeption unserer Angebote befindet sich in der Nähe zu erlebnispädagogischen Ansätzen (mit den Grundideen des entdeckenden, handlungs- und projektorientierten Lernens), geht aber noch über diese hinaus. Sie zielt auf Anregung von (Um-)Lernprozessen, die das Interesse des Kindes so wecken, dass es sich von sich aus motiviert fühlt, sich einer Fragestellung zuzuwenden und diese zu durchdringen. Dies erfordert nicht allein die Anpassung von Kursinhalten an die Möglichkeiten des einzelnen Kindes, es bedeutet vor allem, dass jedes Kind den Kursverlauf und seine Inhalte aktiv mitgestaltet.
Inklusion
Die oben genannte Auffassung von interagierenden Lernprozessen bedeutet zugleich ein über den integrativen Ansatz noch hinausgehendes „inklusives Lernen“: Kursteilnehmer und Kursleiter bilden eine soziale Einheit, die von jedem Einzelnen mitgestaltet wird. Der Kursverlauf ist damit Produkt des sozialen und kognitiven Miteinanders der jeweiligen Gruppe.
Dabei ist es gerade die Andersartigkeit des anderen, die Differenz, von der oftmals die interessantesten und anregendsten Impulse ausgehen. Die Unterschiede zwischen den Geschlechtern, zwischen unterschiedlichen kulturellen Zugehörigkeiten etc. finden besondere Berücksichtigung in der pädagogischen Arbeit. Wir verstehen Inklusion als gesellschaftliche Haltung und verfolgen den breiten Inklusionsbegriff. Dies bedeutet, die Unterschiedlichkeit aller Menschen wird als selbstverständlich angenommen.
Pädagogik der Achtung
In dem Wissen, dass es niemanden gelingen kann, die Beweggründe eines anderen in ihrer Gänze zu überdenken und zu verstehen, verfolgen wir eine Pädagogik der Achtung. Die Wünsche und Handlungsweisen eines jeden Menschen, also auch eines jeden Kindes, sind berechtigt und haben ihre Ursache – selbst wenn diese sich dem andern nicht erschließt: Für das Verhalten eines Kindes gibt es immer einen Grund. Wir nehmen in unseren Kursen die Bedürfnisse der Kinder wahr und ernst. Dazu gehört, angemessenen Abstand zu halten und Respekt vor dem Kind zu haben. Grundvoraussetzung ist, jedes Kind in seiner Andersartigkeit zu akzeptieren, mit seinen Begabungen und seinen Handicaps, aber auch mit seiner Unruhe und seinem Bedürfnis nach Aufmerksamkeit.
Achtung ist die Vorbedingung für Inklusion.
Bildung für nachhaltige Entwicklung
Die Themenbereiche unseres Vereins liegen im umweltbildenden, naturwissenschaftlichen, handwerklichen und künstlerischen Bereich, wobei immer Querverbindungen entstehen und interdisziplinäre Ansätze gesucht und gefördert werden. Die Kinder und Jugendlichen lernen ganz unterschiedliche Perspektiven kennen: Ziel ist es, sie in die Lage zu versetzen, eigene Ideen zu entwickeln und eigene Entscheidungen zu treffen. Wir konfrontieren Kinder mit komplexen Themen, die Einfallsreichtum und Aktivität erfordern und ganz unterschiedliche Verhaltens- und Lösungsmöglichkeiten zulassen. Wir ermutigen sie, auch in ihrem Alltag nach selbstständigen, kreativen Lösungen für komplexe Probleme zu suchen. Die Kinder lernen, ihr Handeln und dessen Konsequenzen zu bedenken.
Da die Kinder letztlich mit ihren Experimenten und Versuchen auch für sie befriedigende Ergebnisse finden, erleben sie es als etwas Positives, für ihre Handlungen verantwortlich zu sein. Das „Überwältigungsverbot“, wie es im Beutelsbacher Konsens niedergelegt ist, ist bei uns eine Selbstverständlichkeit. Wir möchten damit einen Beitrag leisten zu nachhaltiger Entwicklung.
Erfahrungsraum der Kinder
Kinder sind von Natur aus neugierig. Sie lieben es, Dinge zu untersuchen und Neues zu erkunden.
Wir lassen uns ein auf die Welt der Kinder, auf ihren Erfahrungsraum, und gehen gemeinsam mit ihnen auf Entdeckungstour. Wir machen Angebote, die zwar vorbereitet sind, deren Ausgang aber nicht von vornherein feststeht. Wir experimentieren mit Feuer, Wasser, Erde, Luft, untersuchen Pflanzen, Tiere und Menschen. Wir probieren aus, was man essen kann, wie man Farben trennt oder Kohlendioxid herstellt. Was wir entdecken, ist unsere Welt. Eine solche Entdeckungsreise bedeutet etwas ganz anderes, als Chaos zu zulassen. Es erfordert
die Wahrnehmung des einzelnen Kindes, eine Flexibilität des Programms und geeignetes Material, das eine Erweiterung oder einen neuen Weg erlaubt. Auf Entdeckungsreise gehen bedeutet aber auch: Nerven behalten, wenn etwas anders verläuft als geplant, den Geräuschpegel ertragen, der unweigerlich entsteht, wenn Kinder von einer Sache gefesselt sind und sich darüber austauschen. Dieser Austausch ist wesentlich – entdeckendes Lernen ist immer auch kooperatives Lernen.
In der Wahl der konkreten Angebote docken wir an Erfahrungen und Interessen der Kinder und Jugendlichen an. Wir nehmen aktuelle gesellschaftspolitische Themen bzw. Umweltthemen auf. Hierzu gehören etwa der Klimawandel, Erhalt der Artenvielfalt, Energiegewinnung und -nutzung, aber auch jahreszeitliche Phänomene.
Durch die Wahl von attraktiven Methoden erreichen wir Kinder und Jugendliche gleichermaßen. Alle Angebote werden erfahrungsorientiert und partizipativ umgesetzt: Experimentiermöglichkeiten werden geboten, Citizen Science Projekte durchgeführt (wir beteiligen uns an der Erfassung von weltweiten Umweltdaten), Interesse über Street Art-Projekte geweckt, GPS-Touren geplant und durchgeführt oder „Escape Rooms“ (z. B. zum Thema Klimawandel) konzipiert.
Um-Lernen
Konzeptioneller Kern der didaktischen Annahmen unseres Vereins ist die Überzeugung, dass Lernen immer auch ein Umlernen ist und eine Herausforderung, gewohnte Vorstellungen zu überdenken. Am meisten lernen wir aus unseren Irrtümern. Die „Gefahr“, sich zu irren, macht aus dem Lernenden einen Forscher und aus dem Lernprozess ein Abenteuer.